Am ersten Weihnachtstag 1989 wurde das Ehepaar Ceaușescu in einem Schauprozess zum Tode verurteilt und hingerichtet. Am 26. Dezember gingen die Bilder von der Hinrichtung um die Welt. Über Tausend Menschen kamen bei den Straßenkämpfen im Dezember 1989 ums Leben. Doch bis heute ist nicht geklärt worden, wer die Täter waren. Noch im Dezember 2019 wurde eine EU-Resolution verabschiedet, die den rumänischen Staat aufforderte, die Wende juristisch aufzuarbeiten.
War es ein Volksaufstand oder ein inszenierter Staatsstreich? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Künstler Anton Roland Laub in seiner Fotoausstellung „Last Christmas (of Ceaușescu)”, die zwischen dem 2. Dezember 2021 und dem 8. Januar 2022 im Bukarester Goethe-Institut gezeigt wird. Drei Jahrzehnte nach den blutigen Ereignissen von 1989 blickt die Ausstellung auf drei Orte zurück, die stumme Zeugen der Vergangenheit sind: das Privathaus des Dikatoren-Ehepaares, der Hinrichtungsort der Ceaușescus in Târgoviște und die Casa Poporului. Es sind öffentliche Orte, die jeder besuchen kann. Der Künstler hinterfragt diese Orte. Was haben uns diese Orte 32 Jahre nach der Wende zu sagen?
Die Monografie „Last Christmas (of Ceaușescu)” ist Teil einer Trilogie. Der erste Teil bezieht sich auf das Buch „Mobile Churches”, das sich mit der Geschichte der während der Systematisierung sieben versetzten Kirchen und einer Synagoge, die vom Plattenbauten ummauert wurde, auseinandersetzt. Der zweite Teil, die monographische Publikation „Last Christmas (of Ceaușescu)”, ist 2020 beim Kehrer Verlag in Heidelberg erschienen und wurde im November dieses Jahres für die Longlist des Deutschen Fotobuchpreises nominiert. Ein Teil der Bilder aus dieser Monografie wird in der Ausstellung „Last Christmas (of Ceaușescu)” gezeigt .
Anlässich der Ausstellungseröffnung führte Cristina Stoica ein Gespräch mit dem Künstler Anton Roland Laub und der Kuratorin Frizzi Krella.
Anton Roland Laub, geboren und aufgewachsen in Bukarest, studierte an der Kunsthochschule Weißensee und der Neuen Schule für Fotografie, Berlin. Er ist Finalist New Discovery Award, Internationales Fotofestival Les Rencontres d’Arles. Er hat sich an Ausstellungen in Paris, Athen, Berlin, Bukarest und Kaunas beteilig. Er ist in der Sammlung Buch- und Medienkunst der Staatlichen Museen zu Berlin, der Gedenkstätte Berliner Mauer und des Stadtmuseums Bukarest vertreten. Anton Roland Laub lebt und arbeitet in Berlin.